Ein Bericht von Michaela Koller
Wunderbare Bücherorte
Zu Besuch in Dänemark und der größten Bibliothek Skandinaviens
Det. Kgl. Bibliothek, die Königliche Bibliothek, ist die bedeutendste ganz Skandinaviens. Durch ihren angebauten Kubus, den siebengeschossigen „Schwarzen Diamanten“, in dem unter anderen ein Konzertsaal untergebracht ist, ist sie auch als Gebäude eine Attraktion. Etwa vier Millionen Bücher, Karten, Fotos und Zeitschriften gehören zum Inventar, darunter fast alle Werke die in Dänemark seit dem 17. Jahrhundert herausgebracht wurden. Auch Raritäten aus Klosterbibliotheken sind zu finden. Der Bestand der Bibliothek ist für Forschung und Bildung bedeutend und daher digital erfasst. Wer sich nicht gerade in ein Buch vertiefen möchte, kann die Atmosphäre des hellen, offenen Gebäudes oder den Anblick der vorbeiziehenden Schiffe im stimmungsvollen Café genießen. Der Lesesaal im alten Gebäude erinnert an Hogwarts und wird laut Erzählungen auf einer japanischen Seite auch als Harry-Potter-Saal bezeichnet. In einem für Leser abgesperrtem Bereich gibt es mehrere Etagen, an denen Bücher in vielen Sprachen gelagert sind. Da der Boden nur aus einem Gitter besteht, kann man durch einen Blick nach unten oder nach oben die weiteren Etagen bewundern, auch aus diesem Grund wird den Mitarbeiterinnen empfohlen Hosen zu tragen. Die hier gelagerten Werke werden auf Anfrage an die anderen Bibliotheken Dänemarks versendet.
Die Bibliothek bietet allen Dänen kostenlose Leihe der Bücher an. Vor allem Studenten nutzen dieses Angebot um in den verschiedenen Sälen recherchieren, studieren und lesen zu können, auch das Ambiente lädt dazu ein. Beim Rundgang konnten zahlreiche in Unterlagen vertiefte Leser*innen gezählt werden. Im Jahr werden etwa sieben Veranstaltungen für Kinder gemacht. Diese geringe Anzahl rührt daher, dass die Schulen meist selbst kleine Bibliotheken haben.
Der 1920 geschaffene „Bibliothekshaven“ = Bibliotheksgarten der Königlichen Bibliothek liegt mitten in der Stadt, versteckt zwischen dem Schloss Christiansborg und den alten Gebäudeteil der Bibliothek. Er wurde gemeinschaftlich von Landschafts- und einem Schlossarchitekten entworfen und ist eine Oase mit alten Bäumen, Rasenflächen, kunstvoll geschnittenen Hecken und fantasievoll angelegten Blumenbeeten. Der Brunnen inmitten des Gartens mit seiner acht Meter hohen Kupfersäule in einem Teich soll daran erinnern, dass hier im 17. Und 18. Jahrhundert einmal der Marinehafen war – zur vollen Stunde schnellen Fontänen aus dem Wasser in die Höhe. Ein weiteres Souvenir aus der Zeit ist ein Eisenring, wie man ihn zum Festmachen von Schiffen nutzte.
Im Garten der Königlichen Bibliothek befindet sich seit 1918 die Bronzestatue des Dänischen Philosophen und Essayisten, sitzend und schreibend dargestellt.
Auf drei Kilometer Regallänge ist in der Bibliothek in Schloss Christiansborg die Handbibliothek der Königin ausgestellt, darunter Erstausgaben von Hans Christian Andersen. Dabei handelt es sich nur um ein Zehntel des Bestandes, der Rest lagert im Schloss Amalienborg.
Die Schulbibliothek
Das Interesse an einer Schulbibliothek veranlasste mich dazu, mit der Sankt Petri Skole und dem Bibliothekar Tobias in Kontakt zu treten. Via Mail und Telefon unterhielten wir uns ausführlich über das Thema Schulbibliothek. Schon bald entstand gegenseitiges Interesse und Fotos wurden ausgetauscht. Tobias konnte mir die Schule nicht persönlich zeigen, da Ferien waren. Jedoch verstanden wir uns auf Anhieb und in einem sehr langen Telefonat, das meine Englischkenntnisse an die Grenze brachte, konnte ich alles Wissenswerte über die Schule, die Leseprojekte um das Thema Buch erfahren. Es ist spannend zu erfahren, wie ähnlich die „Probleme“ mit den Lesern doch sind. Auf den Fotos die er mir sendete, sind auch deutsche Bücher zu sehen, denn die Schule ist eine Deutsch-Dänische Privatschule. Ich freue mich auf weitere interessante Gespräche mit Tobias und seinen Erzählungen aus Dänemark.
Auf den Spuren von Hans Christian Andersen
In dem von den Künstlern gestalteten Museum werden Andersens Märchen durch Klang- und Lichtinszenierungen lebendig. Auch erfährt man alles über Andersens Kindheit in Odense, die Übersiedelung nach Kopenhagen im Alter von 14 Jahren und seine inspirierenden Reisen durch ganz Europa. In der grünen Stadtoase sind Haus und Garten eng miteinander verwoben.
In Bronze gegossen sitzt der Schriftsteller auf dem Rathausplatz, dieses Denkmal schuf Henry Luckow-Nielsen 1965. Ein weiteres Andersen Denkmal von 1880 steht im Garten vom Schloss Rosenborg, welches ihn beim Vorlesen eines Märchens zeigt.
Det Lille Apotek – Das älteste Restaurant Kopenhagens ist stolz auf seine Tradition. Hans Christian Andersen soll seinerzeit ein häufiger Gast in dem Haus unweit der Frauenkirche gewesen sein.
H.C.Andersen Café – In dem charmanten Haus von 1737 lebte Hans Christian Andersen rund 20 Jahre, auf der Außenterrasse des Cafés lässt sich die Atmosphäre am Nyhavn bestens genießen.
Brog Litteraturbar – Zum Ökowein werden hier kleine Gerichte serviert – die Bar ist auch eine unabhängige Buchhandlung und veranstaltet Lesungen.
Die kleine Meerjungfrau
Die kleine Meerjungfrau – Scharen von Touristen und Kreuzfahrtschiffe kommen an Kopenhagener Weltbekanntem Wahrzeichen vorbei. Seit 1913 sitzt die nur 125 cm große Statue auf ihrem Felsblock an der Uferpromenade und blickt traumverloren aufs Meer. Sie ist nach einem Märchen von Hans Christian Andersen benannt und wurde im Auftrag des Kunstmäzens und Bierbrauers Jacobs Christian Jacobson von dem dänischen Bildhauer Edvard Eriksen geschaffen. Immer wieder wurde die Skulptur der Meerjungfrau schwer beschädigt und 2003 sogar von ihrem Felsen gestürzt, deshalb ist hier nun eine Kopie platziert und das Original wird von den Erben des Bildhauers an einem geheimen Ort aufbewahrt.
Viel Erlebtes rundherum
Die Reise dauerte elf Tage und ich konnte noch einige offene Buchhütten, sowie eine große Öffentliche Bibliothek entdecken. Aber auch Dänemarks Küsten, die Bunker die halb versunken im Sand am Strand stehen, sowie das raue Wetter waren faszinierend und bedürfen einer weiteren langen Reise. Die Menschen sind angenehm ruhig, freundlich und zuvorkommend, die Radwege gut ausgebaut und die Autofahrer freundlich und vorsichtig. Die Straßen sind sauber, manchmal etwas holprig, aber immer sehr gerade, oft bis zum Horizont. Kirchen laden ein zum Besichtigen und wenn man wenigen Touristen begegnen möchte, dann besucht man Dänemark im Frühling, es ist eine Reise wert.