„Reiseziel: München“

15. - 16. Mai 2023

 

Ein Bericht von Christoph Schönsleben

Gemeinsam auf Entdeckungsreise in München

München klingt aus niederösterreichischer Sicht nicht sehr exotisch, die Sprachbarriere ist überschaubar. Und doch hat die Stadt und der Freistaat einiges an bibliothekarischen Besonderheiten zu bieten und zu erleben.

Mit 1,5 Millionen Einwohnern mit Wien vergleichbar und als Bayerns Hauptstadt Metropole in einem Land mit 13 Millionen Einwohnern sind die Strukturen Münchens sowohl mit unseren Bundeseinrichtungen als auch den Landesstrukturen zu  vergleichen.

Zu Gast beim Don Bosco Verlag

Dr. Ferdinand Auhser vom Don Bosco Verlag unterstützte uns besonders bei der Vorbereitung und Planung, so galt unser erster Besuch dem Verlag, den manche von uns bereits durch dessen Medien im Bereich Literaturvermittlung, insbesondere durch die Kamishibai-Bögen und Bühnen gekannt haben. Spannend war hier auch das erwachsenenbildnerische Angebot an Literatur und besonders die Arbeitsgruppenanleitungen zu  verschiedenen Themen.

Wir erhielten eine Einführung in die Arbeit im Verlag, u.a. die Zusammenarbeit mit Schulen und Bibliotheken, eine Präsentation des Shops, die Behelfsmittel für Schulen und Bibliotheken insbesondere im Zusammenhang z.B. mit MINT und Buchstart. Mögliche Synergien u.a. im Bereich Kamishibai wurden besprochen.

Die Bayrische Staatsbibliothek und die Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen

Der nächste Weg führte uns in die Bayrische Staatsbibliothek. Diese strukturiert sich in 10 regionale staatliche Bibliotheken, beherbergt Sammlungen und Kompetenzzentren und – für uns als Servicestelle besonders relevant, die Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen.

Über die Staatliche Landesfachstelle fördert der Freistaat Bayern den Aufbau und die Entwicklung der öffentlichen Bibliotheken in allen Landesteilen im Sinne des Landesentwicklungsprogramms. Die staatliche Förderung erfolgt durch finanzielle Unterstützung und fachliche Beratungsangebote. Sie gliedert sich in eine Zentralabteilung in München, der Außenstellen in Nürnberg, Regensburg und Würzburg zugeordnet sind.

Die Landesfachstelle nimmt folgende Aufgaben wahr:

  • Planung, Koordination und Vergabe von Fördermitteln für Einrichtungen des öffentlichen Bibliothekswesens in Bayern
  • Beratung von und Zusammenarbeit mit Bibliotheksträgern und öffentlichen Bibliotheken in Fragen der Planung, Koordination und Weiterentwicklung von Bibliotheken einschließlich der Lese- und Literaturförderung
  • Herausgabe und Vermittlung von Fachinformationen und Arbeitshilfen
  • Erhebung und Auswertung bibliotheksstatistischer Daten
  • Aus- und Fortbildung von Bibliothekskräften in Zusammenarbeit mit anderen Aus- und Fortbildungseinrichtungen

Damit entsprechen die Aufgaben in etwa denen von Landesservicestelle, Kulturabteilung und BVÖ, über die wir uns mit der Abteilungsleiterin Ute Palmer austauschen konnten.

Die Münchner Stadtbibliothek | Gasteig HP 8

Der zweite Tag der Reise begann im „Gasteig HP 8“, dem Münchner Kulturzentrum, das interimistisch in einer ehemaligen Maschinenhalle residiert und um dessen 5 Stockwerke hohen, glasdach-lichtdurchfluteten zentralen Raum die Münchner Stadtbibliothek mit Volkshochschule, Kammerorchester, Hochschule für Musik und Theater, Tanzfläche, Ausstellungsort und Gastronomie ein lebendiges, ineinander verwobenes Gesamterlebnis bildet.

So offen wie die Bibliotheksflächen zum Gesamtraum sind auch die Büroflächen der Mitarbeiter:nnen, mehr Kundennähe geht nicht. Auch wenn sich manche Kolleg:innen mit Kopfhörern und Musik bei konzentrationserfordernden Arbeiten abgrenzen, ist die Atmosphäre lern- und arbeitsfreundlich, die Tische und Lounge-Bereiche sind voll von Studierenden, Flanierenden und Lerngruppen.

Umzugsbedingt wurde der Regalbestand stark gegenüber den Verweil- und Arbeitsflächen reduziert und wird durch eine schnelle Auslieferung aus dem Zentrallager oder aus anderen Filialen kompensiert. Die Aufstellung in Themenclustern ist für manche gewöhnungsbedürftig, aber führt zu spannenden Buchbegegnungen und unerwarteten Bezügen.

Der Sankt Michaelsbund

Der letzte Besuch galt dem Sankt Michaelsbund, wo wir eine Führung durch die Arbeitsräume für Bibliothekar:innen und den Shop sowie eine Einführung in die Geschichte des Michaelsbunds und vor allem die Arbeit mit und für die öffentlichen Bibliotheken erhielten.

Der Michaelsbund ist ein Medienhaus der Erzdiözese München und Freising, verfügt über eine eigenes Fernseh- und Tonstudio und produziert das Fernsehmagazin „Kirche in Bayern“ und einen eigenen Verlag.

Besonders von Interesse war für uns die Medien-Aufbereitung für Bibliotheken, neben einem regulären Buchhandel gibt es einen eigenen Shop für Bibliotheken, wo Medien und Medienpakete rezensiert für den Bibliotheksbetreib zu r Verfügung stehen.

Die meisten inhaltlichen Überschneidungen und kollegialen Austausch fanden wir mit der Rolle als Büchereifachverband.

Als ältester bayerischer Büchereiverband betreut und unterstützt die Landesfachstelle und die Münchner Büchereizentrale rund 1.100 Mitgliedsbüchereien in ganz Bayern, u. a. durch Informationen für die bibliothekarische Praxis und Buch- bzw. Medienempfehlungen für den Bestandsaufbau. Dabei werden auch städtische Büchereien wie z. B. in Rosenheim betreut.

Die Landesfachstelle des Michaelsbund und die sieben bayerischen Diözesanstellen arbeiten als Beratungs- und Servicestellen für Büchereien und ihre Träger eng und abgestimmt zusammen. Zu den angebotenen Leistungen zählen die Unterstützung bei allen Fragen der Bibliotheksverwaltung, Betrieb von Austauschbüchereien, Beratung beim Einsatz neuer Technologien, Entwicklung von Einrichtungskonzepten und Begleitung von Bau- und Reorganisationsmaßnahmen, Mitwirkung beim Abschluss von Büchereiverträgen sowie die politische Vertretung der Büchereien nach außen.

Wir konnten in allen besuchten Einrichtungen für alle Bereiche unserer Arbeit als Servicestelle wertvolle Einblicke, Inspirationen und Denkanstöße gewinnen und hilfreiche kollegiale Gespräche führen. Zwei ungemein dichte, schöne und lehrreiche Tage.